Pflicht erledigt

Man könnte meinen, dass es jeweils für mich nicht viel zu gewinnen gibt bei den Selektionsläufen. Eine sichere Qualifikation scheint das höchste der Gefühle zu sein. Ein wenig stimmt das natürlich schon. Ganz allgemein wäre das aber zu kurz gegriffen.
Ok, die ersten Testläufe waren für mich eher Pflichtprogramm. Ich hatte meinen Startplatz für den Weltcup bereits auf sicher und konnte daher die Läufe gelassen angehen. Ins Zentrum stellte ich meine technische Leistung und nicht primär das Resultat. Dass ich im Vorfeld trainingsmässig nicht zurücksteckte, spürte ich spätestens beim Mitteldistanz- und beim Langdistanzrennen. Die Spritzigkeit war nicht vorhanden und es stellte sich nicht das beste Gefühl ein. Es kann aber auch an der fehlenden Wettkampfpraxis gelegen haben…
Die Vorbereitungen für die WM-Selektionsläufe in Estland waren um einiges spezifischer. Technisch holte ich mir im Trainingslager mit dem Nationalkader die nötige Sicherheit. Da ich noch eine zusätzliche Woche in Estland alleine trainierte, konnte ich richtig gute Grundlagentrainings absolvieren. Nach zwei Wochen im estnischen Wald brauchten meine Beine aber erst einmal eine kurze Pause.
Viel Zeit zum Erholen blieb allerdings nicht. Zwischen dem Trainingslager und den WM-Selektionsläufen fand in Göteborg die 10Mila-Staffel statt. Erstmals lief ich für meinen neuen Verein Tyrving. Die Hoffnung, dank dem Wechsel in ein Top-Team auf der letzten Strecke ein wenig früher ins Renngeschehen eingreifen zu können, war jedoch bereits Tage vor dem Start verflogen. Fünf Läufer aus dem ersten Team mussten aufgrund von Verletzungen ihre Teilnahme absagen. Mit vereinten Kräften wehrten wir uns vor einem Absturz. Da waren uns alle Mittel recht und so kam auf der 8. ungegabelten Strecke der ehemalige Bier-Meilen-Halbmarathonweltrekordhalter (Karte lesen ist nicht so sein Ding, dafür hat er andere Qualitäten…) zu seinem Debut im ersten Team.
Ich lief frühmorgens ein solides Rennen und brachte unser Team auf den 22. Rang.

Dieser Wettkampf symbolisierte zugleich den Abschluss meines Wintertrainings. In den folgenden Tagen richtete ich mein Training voll und ganz auf die WM-Testläufe aus.
Dieser Fokus zahlte sich aus. In Estland tankte ich viel Selbstvertrauen für die kommenden internationalen Rennen. Da die Testläufe international sehr gut besetzt waren, wollte ich um so mehr gute Läufe absolvieren. Erstmals in dieser Saison spürte ich einen gewissen Druck und eine geballte Ladung Nervosität vor dem Start. Es war das gewisse Etwas vorhanden, das einen Abend-OL und einem für mich wichtigen Wettkampf unterscheidet.
Es war cool, das Adrenalin wieder so richtig zu spüren vor dem Lauf.
Dank den guten Leistungen bei den Selektionsläufen kann ich mein Wunschprogramm an der WM absolvieren. Ich werde im Sprint, in der Langdistanz, in der Mitteldistanz und in der Staffel am Start stehen.
Bereits nächste Woche geht es los mit dem Weltcup. Das Programm dazu sieht folgendermassen aus:

Mittwoch 24.05: Sprintstaffel
Donnerstag 25.05: Sprint Quali und Final
Samstag 27.05: Mitteldistanz
Sonntag 28.05: Langdistanz (Jagdstart)

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