Voller Tatendrang ins 2020

Eigentlich wollte ich mir nach dem China-Abenteuer den Frust von der Seele schreiben. Kurz nach meiner Ankunft in der Schweiz haute ich in die Tasten und schrieb meine Erlebnisse nieder. Ich schrieb einen Bericht in Englisch, damit ich auch möglichst viele Leser erreichen würde. Doch irgendwie brachte ich es nicht über mich, den Bericht zu veröffentlichen. Vielleicht lag es daran, dass ich den Medien in der Schweiz einige Male Rede und Antwort stand und dann das Gefühl hatte, es wäre eigentlich bereits alles dazu gesagt worden.

- Bericht Aargauer Zeitung 1
- Bericht Aargauer Zeitung 2
- Bericht Radio SRF
- Bericht Sportpanorama
- Bericht Kyburzfanclub

Mit dem Weltcupfinal in China endete für mich eine schwierige Saison. Im Gesamtweltcup resultierte der 7. Rang. Damit fand ich mich erstmals am Ende des Jahres nicht in den Top 4 wieder.


Die Resultate der vergangenen Saison entsprachen nicht dem, was ich mir gewohnt war. Ich hatte die Latte in der Vergangenheit auch hoch angesetzt: Sieben Jahre in Serie gewann ich mindestens einen Europameistertitel, einen Weltmeistertitel oder den Gesamtweltcup. Diese Serie ist nun gerissen.

Es war für mich die erste Saison, in der ich mich mit einer Verletzung umherschlagen musste. In Anbetracht der Verletzung, schätze ich aber einige Resultate als sehr wertvoll ein. Die Verletzung zeigte mir auf, wie viel «Glück» ich in der Vergangenheit hatte und wie reibungslos meine Karriere bisher verlaufen ist.

Eine Saison ohne grosse Titel hat in mir den Hunger nach neuen Erfolgen geweckt. Ich bin sehr motiviert ins Wintertraining gestartet. Die Euphorie legte sich nach den ersten Trainings aber wieder ein wenig. Das Joggen fühlte sich so richtig harzig an und ich hatte das Gefühl, nicht vom Fleck zu kommen. Es war auch nicht weiter erstaunlich, dass ich ein mieses Gefühl hatte beim Rennen, schliesslich rannte ich von Juli bis November gerade mal 100 Stunden.
Doch Training zeigt bekanntlich und glücklicherweise meistens Wirkung. Nach einem Monat mit rund 10 Stunden Lauftraining pro Woche zusätzlich zum üblichen Rest, fühlte sich mein Motor doch bald wieder erstaunlich gut an. Dies bestätigten auch die Resultate an den Weihnachtsläufen in Sion und Zürich.

Das Programm für nächste Saison habe ich fixiert.
In einer Saison mit WM und EM halte ich mich an den internationalen Rennkalender und plane wenig zusätzliche Läufe ein.
Ab nächster Saison findet jedes Jahr eine WM und eine EM statt. Somit werden jedes Jahr mehr Medaillen verteilt an internationalen Grossanlässen, als eine moderne norwegische Langdistanzbahn Posten aufweist. Ein Entschluss, den ich noch immer nicht nachvollziehen kann.

Nachvollziehen kann ich hingegen den Rücktritt meines Bruders Andreas nach 11 Jahren im Nationalkader. An der Generalversammlung des Kyburz-Fanclubs wurde er für seine tolle Kariere geehrt und würdig verabschiedet (Im Fricktal heisst das mit Bier).

Durch den Rückzug meines grossen Bruders aus dem Nationalteam wurde gemunkelt, ob bei mir dann der Biss noch vorhanden sei, wenn wir uns nicht täglich duellieren können/dürfen/müssen! Schliesslich sei ja der Sieg über den Bruder mehr Wert als jede WM-Medaille und eine Niederlage gegen den Bruder schmerzhafter als jeder verpasste Zieleinlauf.

Momentan muss ich sagen, geht es ganz gut! Der Tatendrang für eine erfolgreiche Saison 2020 ist auf alle Fälle vorhanden!

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