Die erste Woche nach der EM stand ganz im Zeichen der Erholung. Am Sonntagabend endete die EM mit dem Bankett und ab Montagmorgen kehrte bei mir Ruhe ein. Keine Teammeetings mehr, (k)ein Training während einer Woche, nicht ein einziges Interview. Es wurde fast unheimlich still! Mir war das gerade recht. So konnte ich das EM-Abenteuer abschliessen, neue Motivation tanken und meinen Blick in Richtung Baltikum richten.
Mit der Nationalmannschaft ging es anfangs Juni via Tschechien nach Lettland. In Tschechien trainierten wir während zwei Tagen unsere Sprintabläufe, ehe wir in den lettischen Dschungel abtauchten. Bei einigen Trainings knorzte man während einer ganzen Stunde durch den Wald. Nichts wurde einem geschenkt. Gratis gab es einzig Rückenschmerzen, da man sich so oft bücken musste um den schnellsten Weg durchs Unterholz zu finden. Die Siegerzeit beim Mitteldistanztraining über 5.8 Kilometer betrug saftige 42 Minuten und 50 Sekunden.
Positiv stimmt mich, dass die Bahndaten an der WM mit 5.6 Kilometer angegeben werden und die Siegerzeit 33 Minuten betragen soll. Gemäss diesen Angaben dürfen wir uns an der WM auch auf schöne Geländeabschnitte freuen!
Nach einem kurzen Aufenthalt zu Hause ging es weiter an die Jukola-Staffel. Die prestigeträchtige Staffel wurde dieses Jahr in der Nähe von Lahti ausgetragen. Dieses Jahr machten wir uns berechtigte Hoffnungen auf einen Spitzenplatz. IL Tyrving, mein norwegischer Verein, konnte sieben schnelle (nicht zu verwechseln mit «starke») Läufer fürs erste Team selektionieren. Nach holprigem Start, drehten unsere Nachtfüchse auf und wir kämpften um eine Topplatzierung. Leider konnte unser Läufer auf der 5. Strecke die gute Ausgangslage nicht nützen und begrub unsere Hoffnung auf einen Spitzenplatz nach einem 10-minütigen Fehler. Andreas und ich betrieben auf den beiden letzten Strecken noch ein wenig Resultatkosmetik. Schliesslich lief ich nach einem soliden Lauf auf Rang 11. ins Ziel. Die Atmosphäre an der Jukola war einmal mehr gigantisch (siehe Video). Auch wenn die Topplatzierung ausblieb, das Wochenende mit so vielen motivierten Teamkollegen zu verbringen, war eine super Sache!
Wie man es als Team besser machen kann, durfte ich eine Woche später, mit meinem Schweizer Verein OLK Fricktal an der 5er-Staffel erleben. Das Selektionskomitee des OLK Fricktals selektionierte eine schlagkräftige Truppe fürs erste Team. Die Mischung aus arrivierten Athleten, Routine und jugendlichem Elan erwies sich als goldrichtig. Um ehrlich zu sein war die Teamzusammenstellung nicht gerade eine Herkulesaufgabe, da unser Pool aus Läufern ist nicht grade unerschöpflich ist… Wie dem auch sei, an diesem Tag zählte die Qualität und die war hervorragend! Mit dem 2. Rang erzielten wir das beste Ergebnis in der 40-jährigen Vereinsgeschichte! Ich genoss es sehr, wieder einmal das Leibchen des OLK Fricktals überzustreifen und bei lockerer Atmosphäre mein Bestes zu geben. Denn bald geht es wieder ans Eingemachte und das lokale Dress werde ich wieder mit dem Nationaldress tauschen.
Am Wochenende stehen in Lettland die WM Selektionsläufe auf dem Programm. Wenn alles rund läuft, wird dies die erste von drei Reisen nach Lettland sein bis zur WM.