Maximus O Meeting: Analyse Mitteldistanz

Letzte Woche trainierte ich in Spanien zusammen mit Kollegen meines norwegischen OL Vereins IL Tyrving. Rund um Burgohondo konnten wir von idealen Trainingsbedingungen profitieren. Die Gelände waren technisch anspruchsvoll, die Kartenqualität auf gutem Niveau und die Sonne ein zuverlässiger Begleiter. Unsere Siebner-Männer-WG funktionierte tadellos während dieser Woche: Fischsuppe (Bacalao by Haki) zum Nachtessen, Borussia Dortmunds Braut Haaland (der neue Liebling der Norweger) zur Unterhaltung danach und dazwischen ein Cerveza con Limón (ohne Alkohol) zur Stärkung! Richtiges Lagerleben wie man es gerne hat!
Zum Abschluss des Trainingslagers starteten wir beim Maximus O Meeting. Mir gelang der Start in die internationale Wettkampfsaison nach Mass. Ich konnte gleich alle drei Rennen gewinnen und war nach dem Wochenende stolzer Besitzer von 5 Liter Wein, 4 Kilogramm Chorizo und 3 Kilogramm Käse!

Das Highlight am Maximus O Meeting war sicherlich der Wettkampf über die Mitteldistanz.
Das Rennen aus meinem Blickwinkel:

-6min:
Wow, Golfrasenfeeling beim Vorstart! Mir war aber klar, dass das Gelände durchaus ruppig sein würde. Als ich in Richtung Vorstart ging, lag die Siegerzeit im Ziel bei 38 Minuten für 4.9 Kilometer mit 250 Höhenmetern. Die wahre Seite des Geländes würde ich wohl bald zu spüren bekommen.

-3min:
Da ich als Zweitletzter startete war nicht mehr «High Noon» beim Vorstart. Bei -3 Minuten suchte ich vergeblich nach Helfern. Die hatten sich wohl bereits in die Siesta verzogen. Mit «un poquito» Spanisch und einigen Handzeichen konnte mir der Startchef das richtige Startgatter zuweisen. Kurz ging mir der Gedanke durch den Kopf, ob die Posten wohl noch alle im Wald sein werden, wenn der Vorstart bereits halb verlassen war. Es stellte sich heraus, dass ich mir unnötig Sorgen machte. Obwohl, ganz unberechtigt waren meine Gedanken ja nicht… (Weltcup 2015)

Posten 1 (+ 3sec)
Kurz nach dem Startpunkt ging eine grosse Spur vom Weg ab. Diese steuerte präzise in Richtung Postenraum. Der Postenraum war unübersichtlicher, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Die Zuordnung der vielen grossen und kleinen Steine war nicht ganz trivial. Ich war froh, als ich die Postenflagge erblickte und ohne Umweg den ersten Posten quittierte.

Posten 2 (+ 4sec)
Bereits nach dem ersten Posten hatte ich ein wenig das Gefühl für die Karte, insbesondere für die Dimension der Steine bekommen und das Zuordnen der grossen Steine und Felsen fiel mir leichter auf dem Weg zum zweiten Posten. Der vier Meter hohe Stein, an dem der Posten stand, war nicht zu übersehen.

Posten 3 (+ 8sec)
Beim Verlassen des dritten Postens war ich mit meiner Richtung ungenau. Ich geriet ein bisschen zu tief und fand mich in einem steinigen Gebiet wieder. Den Posten zu finden war schliesslich aber keine Hexerei.

Posten 4 (+- 0sec)
Die Route entlang des Weges war offensichtlich. Die einzige Gefahr bestand darin, die Geduld auf dem Weg zu verlieren und zu früh ins Gelände zu stechen.

Posten 5 (+ 6sec)
Ich wusste, dass ich zwischen dem grossen Felsen und ein wenig unterhalb des Hügels (grosse Fläche) durchlaufen musste. Daher lief ich nach Sicht und las die Details auf der Karte nicht mit. Als ich um die «Nase» lief, war der Stein in der Mulde schnell identifiziert.

Posten 6 (+ 7sec)
Die Postenbeschreibung spricht Bände: Steinbrocken 15x10 Meter!
Nach einem ruppigen Downhill ging es über die Strasse in Richtung des zweiten grossen Felsens in Postennähe (südlich des Postens). Kurz vor dem Posten wurde es richtig ruppig. Ich rutschte eine Felsplatte hinunter und landete direkt in den Dornen. An den Kratzspuren der Dobbspikes auf dem Felsen wurde mir bewusst, dass ich nicht der Erste war, der dieses Schicksal ertragen musste. Den Posten erblickte ich gerade so zwischen zwei riesigen Felstürmen.

Posten 7 (+ 22sec)
Ich war nicht wirklich vorbereitet auf die Routenwahl. Daher blieb ich beim Posten kurz stehen. Eine gute rechte Variante erblickte ich nicht (im Nachhinein sehe ich aber eine gute Variante via Wegspur östlich von Posten 6). Links erschien mir zu weit, zudem konnte ich die Belaufbarkeit nach dem grossen Tal schlecht einschätzen. Da ich an 114. Position gestartet war und es zwei Elite-Startfelder gab (HE 2 auch mit 115 Läufern), war ich mir ziemlich sicher, dass es doch einige Spuren durchs grün geben sollte. Ich entschied mich daher für die «Strichvariante»: Runter durchs grün, rauf durchs grün wie ein klassischer Norweger. Vielleicht hatte eine Trainingslagerwoche mit dem norwegischen Klub auf diesen Routenentscheid ein wenig abgefärbt.
Meine Route war sicherlich nicht optimal.
Im Nachhinein betrachtet würde ich mich für die linke Variante entscheiden. Man könnte einiges an Höhenmeter sparen und die mittlere Passage der Route war zudem sehr schnell. Der Anlauf des Postens ist von der Schwierigkeit her vergleichbar mit der Strichroute.

Posten 8 (+ 6sec)
Mit dem Kompass nahm ich die Richtung. Der grosse Stein und die Kuppe mit dem Felsband waren von Weitem sichtbar.

Posten 9 (- 8sec)
Beim Weglaufen improvisierte ich ein wenig. Ich wollte so schnell wie möglich auf den Weg, liess mich aber im Gelände von schnellen Passagen leiten. Mit etwas Glück erkannte ich auf dem Weg eine Schneise unter der Verbindungslinie. Von da an rannte ich unter dem grün durch in Richtung Felsklotz.

Posten 10 (+ 33sec)
Ich sah die linke Variante, mit welcher man das Tal in der Mitte des Postenabschnittes umlaufen konnte und sehr einfach in den Postenraum gelangen würde. Dennoch entschied ich mich wieder für die direkte Route. Ein erstes Mal unsicher wurde ich auf halber Distanz. Auf der rechten Seite sah ich den riesigen Stein. Auf meiner linken Seite erspähte ich aber einen noch grösseren Brocken. Ich konnte diesen jedoch auf der Karte nicht zuordnen (Es war das dicke Felsband südlich von der Verbindungslinie). Daher wurde ich unsicher nach halber Distanz und korrigierte ein wenig zu weit nach links. Im Tal vor dem Posten musste ich von Stein zu Stein klettern, um auf die andere Seite zu gelangen. Da ging viel Zeit verloren. Das Risiko der direkten Route zahlte sich (im Nachhinein betrachtet zu Recht) nicht aus!

Posten 11 (+ 18sec)
Vom ersten Meter an brachte ich das Kartenbild mit meinem Blick ins Gelände nicht in Übereinstimmung. Beim Queren des Tals erblickte ich einige Felsbänder, die ich nicht zuordnen konnte. (Zu) zögerlich ging ich weiter. Das Felsband war zum Glück von meiner Anlaufrichtung sichtbar und der Posten nicht versteckt.

Posten 12 (- 4sec)
Via Stromleitung (Ich sehe den Masten zu meiner linken Seite) und den beiden Felsbändern erreichte ich relativ simpel meinen Posten.

Posten 13 (+ 14sec)
Ich hatte mir zwei Varianten im Kopf zurecht gelegt beim Verlassen des Postens: Ich konnte entweder einfach die Spur runter Rennen und links und rechts schauen bis ich den Posten erblickte oder ich konnte versuchen die Details zu lesen. Ich entschied mich in dieser Phase der Saison für Letzteres. Die Zeit ist (eher) sekundär, die Ausführung einer sauberen Technik steht im Zentrum in dieser Trainingsphase. Dazu kam, dass ich mir noch nicht zutraute, wie wild einen steinigen Hang hinunterzurennen. Seit meiner Fussverletzung vom letzten Jahr bin ich da noch ein wenig vorsichtiger unterwegs!

Posten 14 (+ 11sec)
Vom Posten her zielte ich in Richtung Stromleitungsmasten, um von dort die Passage zwischen den Felsen zu erwischen. Das gelangte mir gut und der Posten schien ab diesem Punkt eher simpel zu erreichen sein. Als ich den Postenraum vor mir sah, blieb ich dennoch stehen. Ich erblickte einen richtig grossen Stein (5 Meter), aber auf der Karte konnte ich ihn nicht zuordnen. Als ich mich mit dem Kompass vergewisserte, dass die Richtung stimmte, lief ich in Richtung dieser Steine und fand den Posten hinter dem grossen Stein vor.

Posten 15 (- 4sec)
Ich erwischte eine gute Spur den Hang hoch. Der grosse Felsbrocken zu meiner rechten Seite war von Weitem sichtbar. Rechts am höchsten Punkt vorbei erreichte ich die Mulde, in dem der Posten an einem weiteren Stein platziert war.

Posten 16 (+ 6sec)
Beim Weglaufen entschied ich mich links vom Felsband auf den Weg zu gelangen. Von da aus wollte ich via Mulde in Richtung Postenraum. Kurz vor dem Weg war jedoch eine Scheiterbeige (Schriftdeutsch = Holzstoss), welche mir den Weg versperrte. Ich wich nach links aus und war daher gezwungen von meinem ursprünglichen Plan abzukommen und den Posten von ein wenig links anzulaufen.

Posten 17 (+ 26sec)
Die Route war für mich schnell klar. Ich wollte ein wenig rechts vom Strich laufen, in der Nähe von Posten 6 vorbei und dann über die Nase runter zum Posten. Die Umsetzung funktionierte gut und kurz vor dem Posten fühlte ich mich sicher unterwegs. Im Postenraum sah ich aber keinen Stein in der Mulde. Am Gegenhang erkannte ich einen grossen Stein und lief daher in diese Richtung. Als ich bei diesem Stein angekommen war, erblickte ich hinter mir in der Mulde einen grossen Stein mitten auf einer Wiese. Wie konnte ich den Stein übersehen haben?
Der Umweg kostete mich wohl ca. 30 Sekunden.

Posten 18 (+ 10sec)
Der Postenraum war grün und diffus. Da ich aber einen sicheren Attackpoint hatte (Felsband am Postenring), war ich überzeugt, dass ich den Posten nicht verfehlen konnte. Ich kam ein wenig zu weit nach rechts, sah aber den Posten als ich aus dem Dickicht kam.

Posten 19 (+ 12sec)
Ich verlor Zeit, weil ich mich zu sehr darauf fokussierte, auf der «Nase» zu laufen. Die Belaufbarkeit wäre im Hang links von der Verbindungslinie besser gewesen. Im Postenraum hatte ich keine Mühe den Stein zuzuordnen.

Posten 20 (+ 4sec)
Hier galt es kühlen Kopf zu bewahren und nicht einfach am Strich drauflos zu rennen. Ich erkannte dieses Mal die Route rechts vom Strich und so war es ein leichtes, den Posten sauber anzulaufen.

Posten 21 (- 2sec)
Der Vorteil von einem späten Start ist, dass es viele Spuren gibt (OL ist einfach: Man muss einmal Glück haben bei einem Wettkampf und aufs Podest laufen! Dann kann man beim nächsten Wettkampf spät starten, da man in der Weltrangliste gut klassiert ist. Dank dem späten Start muss man nur noch eine Ausbildung im Spurenlesen machen und der Erfolg stellt sich von allein ein).
Ich erwischte eine schnelle Spur und erreichte den Weg vor dem Posten ohne Probleme.

Ziel (+1, Total -27sec)
Trotz vollem Einsatz reichte es nicht zur Bestzeit im Zieleinlauf…

GPS-Tracking
Rangliste


Im Allgemeinen agierte ich bei der Planung der Routen nicht geschickt. Ich entschied mich zu oft für die direkte Variante.
Hingegen war ich sehr zufrieden mit der Präzision im Postenraum. Auch wenn es einige kleine Zusatzmeter im Postenraum gab, so hatte ich mehrheitlich die volle Kontrolle in den detaillierten Steingebieten.
Es war auf alle Fälle ein gelungenes Rennen, das richtig Spass machte. Mit einem Sieg in die internationale Saison zu starten ist ein gutes Zeichen! Mit einigen Jahren Erfahrung auf dem Buckel weiss ich aber auch, dass die Resultate im Februar «nebensächlich*» sind und der Prozess des OL machen im Vordergrund stehen muss.

Dieser Prozess ist im vollen Gange und ich freue mich nächste Woche auf viele Stunden OL in Portugal mit dem Schweizer Nationalteam.

*Die Resultate sind zwar nebensächlich, aber Zweiter will trotzdem keiner werden 😉

 

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