Das Grundlagentraining neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu. In den letzten knapp fünf Monaten konnte ich wie gewünscht trainieren. Ich musste auf keinen Trainingstag verzichten. Nicht das ich oft krank wäre, aber diesen Winter hatte ich (bisher) nicht einmal eine tropfende Nase.
Ich konnte im Training somit aus dem Vollen schöpfen. Bei mir ist das ein gutes Zeichen. Bisher habe ich mich noch nie komplett vertan, wenn ich mein Training frei gestalten konnte. Bei den alljährlich stattfindenden Leistungstests bestätigte sich mein gutes Gefühl. Meine Resultate waren auf dem Niveau vergangener Jahre. Drei Tage später lief ich beim Reusslauf sogar noch ein wenig schneller als in den Jahren zuvor. Die 11 Kilometer lange Strecke entlang der Reuss absolvierte ich in 33:10!
Die OL Saison habe ich auch bereits lanciert. Vom 9.-17. Februar trainierte ich in Alicante. Anspruchsvolle Karten, kurze Transportwege und ein angenehmes Klima machen Alicante zu einer super OL-Destination im Winter. Zwei Wochen später reiste ich daher mit einer guten technischen Basis ins Trainingslager mit dem Nationalkader. Dieses Jahr ging es nach Portugal. Es wurde nicht nur wie wild trainiert, sondern wir nahmen auch an zwei World Ranking Events teil. Zuerst stand eine Mitteldistanz am Portugal O Meeting auf dem Programm. Das Portugal O Meeting – das Stelldichein der Elite zum Ende des Wintertrainings – ist seit mehreren Jahren das Pendant zum ehemaligen Spring Cup in Dänemark (diesen kennen wohl die Jungen Leser nicht mehr. Aber alles was man zum Spring Cup noch wissen sollte, ist dass es der erste internationale Wettkampf im Jahreskalender war, dass meistens arktische Temperaturen herrschten und es einen Spring Cup-Song gab, der in der Endlosschlaufe lief).
Alles was Rang und Namen hat, stand auch heuer am Portugal O Meeting an der Startline. Für mich war es der erste Wettkampf in dieser Saison, bei dem ich vor dem Start nervös wurde und ich mir selbst Druck aufbaute. Schliesslich wollte ich zu Beginn der Saison eine gute Falle machen! Resultatmässig bekam ich es hervorragend hin (Rang 1) und optisch – so wurde mir mitgeteilt – sei ohnehin keine Besserung mehr in Sicht… Auch nicht beim Norte Alentejano O Meeting (kurz NAOM) eine Woche später, bei welchem ich auf Rang 2 lief.
Zum Schluss noch eine ganz normale Trainingsgeschichte: Am ersten Wettkampftag des Norte Alentejano O Meeting wollte ich das Hauptaugenmerk auf die Startphase richten und die ersten 10 Minuten im Wettkampftempo absolvieren und der Rest der Bahn als Training ablaufen. Ich machte mich 30 Minuten vor dem Start ans Aufwärmen. Schliesslich wollte ich am Start wie gewünscht los powern. 30 Minuten lang studierte ich zudem an der Taktik für die Startphase umher und stellte mich mental auf den Lauf ein.
Zum Startzeitpunkt nahm ich die Karte aus der Box und studierte die Route zum ersten Posten auf dem Weg zum Startpunkt. Ich peilte den grossen Felsen auf halbem Weg an. Alles lief nach Plan bis ich eine Phase einstreute, bei der ich ganz lange nichts mehr dachte, aber gleichwohl weiter rannte. Nach zwei Minuten stand ich somit irgendwo auf einem Felsen und verstand die Welt nicht mehr. Nach 4.52 stempelte ich den ersten Posten, geschlagene 3 Minuten und 8 Sekunden hinter der Abschnittsbestzeit. Die restlichen 5 Minuten die ich noch im Wettkampftempo absolvieren wollte, schenkte ich an diesem strahlend blauen Tag dem Sonnengott.
Ich hoffe, der Sonnengott wird in nächster Zeit gnädig sein. Einerseits wünsche ich mir am kommenden Wochenende den Durchblick und viel Licht bei der Nacht-SM und andererseits wünsche ich mir viel Sonnenschein in Norwegen. OL-Posten will ich ab dem 29. März rund um Fredrikstad und Halden vorfinden und nicht Schnee…