Die lange Saison hinterliess bei mir noch ihre Spuren. Im letzten Trainingslager des Jahres spürte ich je länger je mehr einen Schmerz in meinem linken Knie. Da es die letzten Trainings der Saison waren, schenkte ich dem eine nicht allzu grosse Beachtung. Ich zog das Trainingsprogramm in den Tessiner Wäldern durch, im Wissen das ich danach in der Trainingspause mein Knie sowieso gut auskurieren würde. Doch da unterschätze ich die Kraft einer starken Entzündung. Gut eine Woche nach dem Trainingslager konnte ich nicht einmal mehr ohne Schmerzen zur Bushaltestelle gehen. Die freiwillige Trainingspause wurde zur einmonatigen Zwangspause. Es gibt bestimmt ungünstigere Zeitpunkte für eine Verletzung als Ende Saison. Mühsam und schmerzhaft war es aber trotzdem.
Mit Physio, Stretching und Rumpfkraft brachte ich mich wieder auf Vordermann. Ich konnte mein Training in den folgenden Wochen sukzessive steigern und trainiere mittlerweile wieder ohne jegliche Beschwerden.
Winterzeit bedeutet für mich auch immer Stadtlauf Zeit. Dieses Jahr war meine Form eine Woche vor der Escalade in Genf nicht wirklich berauschend. Am Dienstag vor dem Lauf schaffte ich meinen Kilometerschnitt noch nicht unter 3’15“/km zu drücken. Mir fehlte das Tempo nach einem Monat Schokolade essen auf dem Sofa. So reihe ich mich beim Start des grössten Strassenlauf der Schweiz (dieses Jahr fanden 44’152 Läufer den Weg ins Ziel) ein wenig weiter hinten ein. Aber auch dieses Jahr brauchte ich keine lange Anlaufzeit. Auf der attraktiven und coupierten Strecke durch die Genfer Innenstadt konnte ich meinen Schnitt bereits auf 3’04“/km senken. Eine Trainingswoche mehr, eine Startnummer auf der Brust und viele schnelle Läufer um mich herum waren wohl ausschlaggebend für die Steigerung. Dies reichte im hochkarätigen Elitefeld für Rang 21.
Eine Woche später auferlegte ich mir ein happiges Wochenendprogramm. Am Freitagabend stand ich im dichten Schneegestöber im Lattigenwald bei Spiez am Start. Anlass war die Nacht-OL Serie „Bern by Night“. Mit 98 Startenden ungleich kleiner als die Escalade, doch von der Organisation und vom Niveau her nicht minder interessant. Ich erwischte einen schlechten Start und technisch hatte ich mehrmals meine liebe Mühe. Nach 39:42 spurtete ich dennoch als erster über die Ziellinie. Im Ziel gab es Zopf mit Branchli. Was will man mehr?
Am Samstag nahm ich den Course Titzé de Noël unter die Füsse. Für mich war der Stadtlauf in Sion eine Premiere. Auf einer ein Kilometer langen Runde ging es siebenmal durch die Sittener Altstadt. Mühe bereitete mir die Passage durchs Raclette- Zelt. Nicht etwa weil ich Raclette nicht mag, sondern weil ich den Duft am Limit rennend ganz anders wahrnehme, als beim gemütlichen Racletteplausch in der warmen Stube… Der Lauf hat mir trotzdem viel Spass gemacht und ich kletterte in der Rangliste bereits bis auf Rang 8 vor. Damit konnte ich einige Namen hinter mir lassen, die mich eine Woche zuvor noch in die Schranken gewiesen hatten. An der Pasta-Party im grossen Festzelt stärkte ich mich danach für das letzte Rennen vom Wochenende.
Am Sonntag startete ich am Silvesterlauf in Zürich. Das Rennen wurde auf einer kurzen Runde als Ausscheidungsrennen ausgetragen. Sprich nach jeweils zwei Runden wurde das Feld um einige Läufer dezimiert bis am Schluss noch fünf Läufer um den Tagessieg sprinten konnten. Zu Beginn machten mir die rutschig-matschigen Verhältnisse deutlich mehr zu schaffen, als das Überstehen des Cuts. Da ich aber die ganze Zeit an Position sechs bis sieben lief, musste ich vor dem letzten Cut noch nach vorne preschen. Ich sprintete somit zwei Runden vor Schluss bis auf Rang drei vor und konnte so der letzten Ausscheidung knapp entgehen. Danach waren meine Batterien aber komplett aufgebraucht und ich joggte die letzten beiden Runden noch ab, im Wissen dass ich Rang fünf auf sicher hatte.
Vom Silvesterlauf ging ich direkt an die Credit Suisse Sports Awards. Ich durfte den Abend als Zuschauer geniessen und kam so in den Genuss von zahlreichen Köstlichkeiten. Ich genoss den Anlass in vollen Zügen. Es war das perfekte Ausklingen eines ereignisreichen Wochenendes.