Am Limit

Obwohl ich mich seit Dezember als OL-Profi bezeichne, blieb wenig Zeit um es mir auf dem heimischen Sofa gemütlich zu machen.
Nach dem Cross Europa Cup trainierte ich zusammen mit meinem Bruder in den Küstenwäldern rund um Mira in Portugal. Es waren die ersten OL-Trainings seit langem und dementsprechend holprig fühlten sich die Abläufe an. Die wenigen Einheiten reichten jedoch bereits aus, um am Portugal-O-Meeting gut über die Runden zu kommen. Das Gelände in der Nähe von Evora erwies sich als turboschnell. Die Daten nach der Langdistanz sprechen für sich: 19.4km, 500 Meter Steigung, 3’44’’/km! Die Belaufbarkeit entsprach in etwa dem, was die Leichtathleten als Cross bezeichnen. Ausser natürlich, dass die Bahn deutlich mehr Höhenmeter aufwies, als es ein Cross erlaubt…
Ich fühlte mich physisch richtig gut und so machte es Spass, in eher einfachem Gelände voll am Limit zu laufen. Physisch war ich den Konkurrenten wohl ein wenig überlegen. Anders war der grosse Vorsprung nach vier Etappen wohl nicht zu erklären. Der Speaker machte mich beim Siegerinterview mehrfach darauf aufmerksam, dass ich nun einen weiteren Meilenstein in meiner Karriere erreicht habe: Den Gewinn des «Portugal O Meeting»!


In den folgenden Tagen trainierte ich dann alles andere als optimal. Anstatt dem Sofa die nötige Zeit zu schenken und die olympischen Spiele von frühmorgens bis spätabends zu schauen, trainierte ich etwas zu viel. Zudem ignorierte ich, dass ich beim Training zu Hause andere Reize setze, als das noch in Kenia und in Portugal der Fall war. So holte ich mir beispielsweise einen nicht enden wollenden Muskelkater beim normalen Jogging auf den Gurten. Um dem Muskelkater noch ein wenig Würze zu verleihen, pfefferte ich ein saftiges Krafttraining mit Hanteln obendrauf. Minus und Minus ergab in diesem Falle nicht Plus und ich brauchte einige Tage, bis ich mich wieder einigermassen agil fühlte. Nicht erstaunlich reagierte auch mein Körper auf diese Belastung und meine Leiste begann zu schmerzen. Knapp eine Woche vor der Abreise ins Trainingslager nach Spanien musste ich mir eingestehen, dass es so nicht weitergehen konnte. Ich schaltete einige ruhige Tage ein und diese zeigten glücklicherweise Wirkung.

In Spanien konnte ich folglich das umfangreiche Trainingsprogramm durchziehen. Mit einem Sieg beim Andalucia O Meeting bekam ich auch das nötige Feedback, dass ich die kurze Krise gut überwunden hatte.

Das Trainingslager in Spanien war meine letzte Reise ins Ausland für eine Weile. Nun liegt mein Fokus in den kommenden zwei Monaten voll und ganz der Heim-EM im Tessin. Letztes Wochenende reiste ich mit dem Nationalkader für ein paar Trainingstage nach Lugano. Leider zeigte sich das Tessin nicht von seiner Sonnenseite. Starker Nebel, kalte Temperaturen und viel Regen machten das Trainieren nicht gerade zum Genuss. Solange ich mir aber nur über das Wetter den Kopf zerbreche, läuft es bei mir im Training wohl nicht so schlecht…

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