Wie kann ich an die Erfolge der vergangenen Saison anknüpfen? Das war die Gretchenfrage meiner Saisonanalyse. Trivial ist die Antwort nicht, auch wenn ich nicht viele Lösungsansätze präsentieren werde.
Grundsätzlich sehe ich zwei Möglichkeiten, die neue Saison zu gestalten: Ich setze auf Altbewährtes getreu dem Motto «Never change a winning system» oder ich folge dem Credo “Stillstand ist Rückschritt» und versuche möglichst neue Reize zu setzen!
Ich bin nicht der klassische «Tüftler», der stundenlang über einem Problem brüten kann. Doch ich entspreche auch nicht dem Bild des Lehrers, der sein Arbeitsblatt zum 50. Mal mit demselben Fehler und Erstelldatum kopiert. Ich versuche eine Balance zu finden. Nicht zu extrem, aber auch nicht zu banal. Im Fachjargon der Businesswelt würde wohl das Wort «agil» verwendet werden. Ich nehme mir das vor, was im Moment am meisten Erfolgsaussichten garantiert, scheue mich aber auch nicht die Richtung zu ändern, falls der Wind zu drehen droht.
Agilität sollte bei mir nicht verwechselt werden mit Flexibilität. Das Wort Flexibilität steht im Kontext der Körperlehre für Beweglichkeit. Beweglich in physischer Form war ich nie und werde es auch nicht mehr werden. Ist mit gestreckten Beinen eine Berührung der Fingerspitzen am Boden möglich, spreche ich von einem guten Tag. In diesem Zusammenhang sind gute Tage so selten, wie weisse Weihnachten im Flachland.
Zurück zur Ursprungsfrage: Bin ich ins neue Trainingsjahr konservativ oder innovativ gestartet?
Die Antwort ist simpel. Der Start ins diesjährige Wintertraining war geprägt von alten Mustern. “The same procedure as every year, the same procedure as every year”, beschreibt meinen Start ins Wintertraining wohl am besten.
Die nachfolgenden Zeilen hätten auch in einem der Jahre zwischen 2011 und 2019 geschrieben werden können...
Nach Saisonende gönnte ich mir einen Monat «Erholung», ehe ich das volle Trainingspensum wieder aufnahm.
Die Team-SM war gewissermassen der Startschuss ins neue Trainingsjahr. Wie so oft lief ich mit meinen zwei älteren Brüdern und gehorchte ihren Anweisungen. Der Druck, ohne Fehler durchzukommen, war schon immer brutal hoch und wird auch im Verlaufe der Jahre bei der Familie Kyburz nicht kleiner.
Der Trainingsstart ist und war eine heikle Angelegenheit. Die Erhöhung des Trainingsvolumen und der Intensität nach der Pause hat bei mir schon oft zu kleineren gesundheitlichen Problemen geführt. Dieses Jahr fand ich eine gute Balance und blieb von Entzündungen, Zerrungen oder Viren verschont. In anderen Jahren habe ich mir diese Probleme jedoch meist erfolgreich wegtrainiert.
November und Dezember sind auch die Monate, in denen ich auf die vergangene Saison zurückschaue und die neue Saison plane. Einen Rückblick für meine Fans gab es an der GV des Kyburz Fanclubs. Es war bereits das neunte Jahr, in welchem mich der Fanclub tatkräftig unterstützte. Für die Unterstützung möchte ich mich herzlich bedanken! Ich freue mich bereits jetzt auf alle Aktivitäten im Jubiläumsjahr!
Lange Nächte läuten die Berner Nacht-OL Serie «Bern by Night» ein. Die ersten beiden Austragungen in diesem Jahr werden mir in Erinnerung bleiben. Nicht primär, weil ich zweimal als erster die Ziellinie überquerte, sondern weil stockdicker Nebel, meterhohe Dornenfelder oder «Pulver gut» für einiges an Abenteuer und Gesprächsstoff sorgten.
“Pulver gut” kam mir dafür im Goms äusserst gelegen. Traditionsgemäss verbringe ich zwischen Weihnachten und Neujahr einige Tage in Obergesteln. Dieses Jahr war ich bereits das Wochenende vor den Feiertagen im Goms und genoss bei prächtigem Sonnenschein zahlreiche Stunden auf den Langlaufskis.
Als traditionell würde ich auch die Teilnahme am Course de Noel in Sion und am Silvesterlauf in Zürich einstufen.
Mit einem fulminanten Start in Sion (ich reihte mich ganz links ein (macht Sinn bei einer fast 180 Grad Kurve gleich zu Beginn im Gegenuhrzeigersinn)) setzte ich mich zu Beginn des Rennens an die Spitze. Die Freude der Spitzenposition war leider von kurzer Dauer. Beachtlich schlug ich mich aber allemal. In Sion als Vierter und in Zürich als Dritter konnte ich meine gute physische Verfassung nach etwas mehr als einem Monat Training bestätigen.
Dass ich kartentechnisch noch nicht auf Top-Niveau lief, konnte ich am Winter-Stadt OL (ehemals Effretiker OL) nicht verbergen. Ganz verlernt hatte ich die Sprintabläufe aber wiederum auch nicht. Dank der guten physischen Form reichte die Leistung zum Tagessieg.
Es ist noch nicht Mitte Januar und somit verbleibt noch viel Zeit, bis die Saison lanciert wird. In dieser Zeit kann und wird noch viel passieren. Egal was passiert: Ich werde auf das altbewährte Motto des Fanclubs zurückgreifen und mich nicht neu erfinden: «Schnell rennen und sexy bleiben!»
Bilder: @orienteeringfocus, Zürich Silvesterlauf