World Games

Um nach der WM jeweils nicht in das berühmte Loch zu fallen, habe ich für mich schon seit einigen Jahren eine gute Lösung gefunden. Sie heisst „Training“. Die Enttäuschung nach der WM trainierte ich mir kurzerhand weg. Schlechte Stimmung konnte bei tollen Joggings in den Bergen gar nicht erst aufkommen. Die Motivation und Vorfreude am Sport kam schnell zurück. Fast so schnell, wie meine Linse an der WM in der Langdistanz das Weite suchte…

Es wurde mir auch einfach gemacht mit neuen Zielen. Der nächste Wettkampf stand unmittelbar bevor. Alle vier Jahre kommen wir Orientierungsläufer in den Genuss der World Games. Nachdem ich bereits vor vier Jahren in Cali (Kolumbien) war, kann ich auch dieses Jahr nur Positives über diesen Anlass berichten. Rund 3000 Athleten aus nicht olympischen Sportarten treffen sich, um die Besten ihres Faches zu küren. Der Sportartenmix ist so bunt wie der Inhalt einer M&Ms Packung: Wasserskispringen, Boules, Seilziehen, Squash, Sumo… und eben auch Orientierungslauf.
Für den OL ist es eine einmalige Chance, sich auf einer grossen Bühne vorstellen zu können. Der internationale Verband nimmt diese Chance wahr und versucht, unsere attraktive Sportart so gut wie möglich zu präsentieren. Die Gratwanderung - technisch fordernde Bahnen zu bieten und gleichzeitig den Zuschauern gerecht zu werden - wurde dieses Mal sehr gut erreicht. Als Läufer schätze ich es vor Publikum einzulaufen und eine gewisse Event-Atmosphäre zu spüren.
Meiner Meinung nach muss es das Ziel sein, diese Eventqualität bei allen internationalen Läufen der IOF zu erreichen. Ich kann den eingeschlagenen Weg des internationalen Verbandes nur unterstützen und die kritischen Stimmen gegenüber dem OL an den World Games nicht verstehen.

Ich persönlich fand nach der WM den Turnaround und durfte gleich bei allen Rennen vom Podest strahlen und mit einem kompletten Medaillensatz nach Hause reisen. Nach der Mitteldistanz wurde ich sogar zum „Athlete of the day“ ausgezeichnet und durfte auf dem grossen World Games-Platz eine Uhr in Empfang nehmen.
In total sechs World Games Rennen habe ich nun somit sechs Medaillen gewonnen. Momentan steht es noch in den Sternen, ob ich in vier Jahren in Birmingham (USA) diese Bilanz halten kann…
Was den Unterschied zur WM ausmachte, ist noch schwierig zu beurteilen. Als Hauptgrund sehe ich eine gewisse Gelassenheit, welche in an der WM noch vermisste.
Mit der zurückgewonnen Lockerheit und neuem Elan nehme ich nun die Herbstsaison in Angriff. Doch bevor ich die OL Schuhe wieder schnüren werde, nehme ich am 13. August am legendären Trailrennen Sierre-Zinal teil. 31 Kilometer und 2000 Höhenmeter gilt es zu bezwingen. Ich habe noch nie ein so langes Rennen bestritten. Ich freue mich darauf, mich auf ungewohntes Terrain zu begeben und fürchte mich jetzt schon vor dem Muskelkater.

Fotos: Agata Majasow

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