Das Warm-up der Saison ist vorbei, die Pflicht ist erfüllt. Nächster Programmpunkt: Die Kür! Diese wird eine besondere für mich: Die Heim-WM in Flims-Laax vom 11.-16. Juli! Ich werde in allen Distanzen (Lang, Mittel und Staffel) am Start stehen und die Schweiz vertreten dürfen.
11 Jahre nach dem «Mattrick» an der OL-WM in Lausanne (Gold für mich, Silber für Matthias Merz und Bronze für Matthias Leonhardt ehemals Müller) komme ich nochmals in den Genuss einer Heimweltmeisterschaft.
In 11 Jahren ist viel Wasser durch die Rheinschlucht unterhalb Flims geflossen und hat die Landschaft geformt. 13 Jahre Spitzensport haben auch bei mir Spuren hinterlassen. Ich stehe an einem anderen Punkt in meiner Karriere als noch im 2012. Ich bin nicht mehr der Newcomer und junge Wilde, der den Arrivierten den Meister zeigen will. Ich kann nicht mehr im Schatten der grossen Namen auf den Lucky Punch hoffen und – falls es dann nicht klappen sollte – auf die Zukunft verweisen.
Ich bin im Spätsommer (evtl. auch bereits im Herbst) meiner Karriere und habe während den letzten 11 Jahren unzählige Erfahrungen gesammelt, grossartige Erfolge gefeiert und zwischendurch auch die eine oder andere herbe Niederlagen eingesteckt. Trotz der breiten Erfahrung von 11 Weltmeisterschaften ist die Vorbereitung auf die Heim-Weltmeisterschaft nicht business as usual. Der Gedanke an die Heim-WM gibt einen Extrakick. Ich habe das Gefühl, dass nicht nur ich der WM entgegenfiebere, sondern die ganze Schweizer OL-Familie. Diese zusätzliche Motivation ist in anderen Jahren nie im gleichen Ausmass vorhanden.
Als Bürde sehe ich die erhöhte Aufmerksamkeit nicht. Seit dem Gewinn der WM-Goldmedaille 2012 erwartete ich von mir selber Medaillen an Grossanlässen und auch von aussen wurden und werden von mir Medaillen erwartet. Konnte ich gesund an die Hauptwettkämpfe anreisen, so bin auch meistens mit Medaillen nach Hause zurückgekehrt.
Um klarzustellen: Nur auf die Statistik und die Erfahrung möchte ich es nicht ankommen lassen. Seit Mai ordne ich der WM alles unter. Im Training feilte ich während drei Wochen im Höhentrainingslager im Engadin an der physischen und technischen Basis. «Feilen» ist wohl das falsche Wort für diese Trainingsphase. Eher müsste ich von «Schnitzen» reden. Mein Programm war hart am Limit.
Dies bekam ich während den Selektionsläufen zu spüren. Nach optimalen Wettkämpfen (Langdistanz in Ftan und Jukola) überbordete es mit der Müdigkeit. Die mentale und physisch Frische fehlte an den Selektionsläufen und die Resultate waren nicht wie gewünscht. Auch wenn diese Leistungen nicht so waren, wie ich mir das vorgestellt hatte, so bin ich überzeugt, dass mein Fahrplan stimmt.
Der «Pflicht» nachzukommen, fällt mir schwerer, je länger die Karriere dauert. Daher war es für mich keine Überraschung, dass der letzte Kick gefehlt hatte. Ich bin froh, dass diese Pflicht nun erledigt ist und ich mich der Kür widmen kann. Denn eines weiss ich: Auch wenn ich mittlerweile ein Routinier bin, vor der Kür erwacht das Kind in mir!
PS. Ich war in letzter Zeit nicht aktiv auf meiner Homepage. Daher in Kürze das, was sonst noch so geschah seit meinem letzten Eintrag:
- Ende März gewann ich die Nacht-SM. Kaum zu glauben, aber es war mein dritter Nacht-OL-Titel in Folge.
- Am Weltcup in Norwegen lief ich auf die Ränge 4 (Langdistanz) und 2 (Mitteldistanz).
- Ich habe einen Zielspurt verloren (Weltcup Norwegen Staffel, Rang 4).
- Am GP-Bern war ich 30 Sekunden langsamer als vor einem Jahr. Ich glaube es lag am Schuh!
- An der Sprint-SM wurde ich Zweiter. Das letzte Sprinttraining lag zwei Monate zurück.
- An der 10Mila Staffel (Rang 10) und an der Jukola Staffel (Rang 6) habe ich den Zielsprint für IL Tyrving gewonnen.
Bilder: Sandro Anderes (1), Silvan Schletti (2), Orienteeringfocus (title)