Im Dezember, Januar und Februar habe ich im Schnitt 65 Stunden pro Monat trainiert. Die allermeisten Trainingsstunden habe ich rennend absolviert (ca. 31h pro Monat). Gefolgt von Langlauftrainings, Krafttrainings und OL-spezifischen Einheiten.
Die Qualität und Kontinuität in meinem Training seit dem Trainingsstart im November zeigte bald Wirkung. Bei den ersten wettkampfnahmen Tests fühlte ich mich sehr gut. Crossläufe plane ich regelmässig in meine Saisonvorbereitung mit ein. Sie ermöglichen mir jeweils eine gute Standortbestimmung. Meine ersten Läufe absolvierte ich in Düdingen und in Gettnau. In Gettnau passierte ich die Strohballen achtmal ohne Probleme und konnte das Rennen souverän gewinnen.
Was mir aber noch immer mehr Spass macht als Runden auf einem Feld zu rennen, ist OL zu machen. Daher freute ich mich sehr auf das erste Trainingslager mit dem Nationalteam rund um Antalya in der Türkei. Das Gelände sowie das Wetter waren sehr abwechslungsreich. Von Sandgelände bis hin zu steinigen Hängen sowie von Dauerregen bis zu Sonne pur wurde uns alles geboten. Das hat meinen Geschmack getroffen! Mein Geschmacksinn hat mich hingegen beim Hotelbuffet verlassen. Für das schlechte Händchen beim Schöpfen zahlte ich Tribut. Meine Mütze hat das Nachtessen des Vortages leider nochmals zu sehen bekommen. Sie möge mir dieses Missgeschick verzeihen…
Die Prise Abenteuer, die bei diesem Trainingslager dazugehörte, genoss ich an den restlichen Tagen umso mehr!
Auch bei vermeintlich klassischen OL Training gab es einiges zu erleben.
So auch bei einem Training in einem Küstenwald. Zu Beginn des Trainings war der Wald gesät von Hunderten picknickenden Familien. Diese parkten ihr Auto mitten im Wald und bereiteten einen Meter daneben ihre Picknickdecke aus. Ich stutze einmal nicht schlecht, als eine Familie auch ihre Ziege zum Ausflug mitgebracht hatte und diese neben einer Feuerstelle an einen Baum gebunden war. In solchen Momenten den Fokus zu behalten, ist gar kein Leichtes…
Das Highlight des Trainings folgte aber erst einige Posten später: Der starke Regen liess den Wald in einigen Abschnitten wie ein Mangrovenwald erscheinen. Teilweise watete ich hüfttief durch das Wasser. Als ich dann einem kleinen Jungen begegnete, der seine Angel in dieses stehende Gewässer hielt, konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Das TL war aber nicht nur ein Abenteuer, sondern es wurde uns auch interessanter OL geboten. Am Ende des Trainingslagers liefen wir am Antalya O-Meeting um die Wette und absolvierten einen Langdistanz-, einen Mitteldistanz-, und einen Sprintwettkampf. Zu meiner Freude konnte ich alle Wettkämpfe gewinnen und mit einem guten Gefühl nach Hause reisen.
Ein erstes Mal um nationale Ehren ging es dieses Jahr für mich an der Cross SM am 6. März in Regensdorf. Den späteren Tagessieger Dominic Lobalu musste ich bald ziehen lassen (ich konnte knapp drei Runden mithalten), den medaillenberechtigten Schweizer Athleten war ich hingegen einen Zacken zu schnell. So kam es, dass ich bereits nach drei Runden einsam unterwegs war und ungefährdet dem Schweizermeistertitel entgegenlief. Nach 2017 ist das mein zweiter Cross-Schweizermeistertitel im Langcross.
Eine Woche später galt es ernst mit der ersten Schweizermeisterschaft im OL. Stockender «Verkehr» rund ums Brüttisellerkreuz im Wangenerwald gab es an diesem Abend keinen zu Verzeichnen. Das Massenstartrennen mit Schlaufen-OL war physisch geprägt und ein hohes Lauftempo galt es von Beginn an durchzuziehen. Das hohe Tempo verleitete aber fehleranfällig zu werden und so unterlief mir in etwa der Mitte des Rennens ein Fehler. Da an diesem Tag die physische Verfassung matchentscheidend war und ich den besten Grundspeed aller Athleten hatte, reichte es letzten Endes klar zum Titel.
Mein Saisonplan sah immer vor, dass ich bis Ende März ein allgemeines Grundlagentraining tätigen werde mit Wald- und Sprinttrainings. Seit Anfang April habe ich den Fokus aber auf die Sprintdistanzen gelegt. Es gibt auch (fast) keinen Grund mehr für mich in den Wald zu gehen. Die 10mila Staffel am 8. Mai wird für mich bis zum 16. Juli der einzige Waldwettkampf sein.
Asphalt statt Moosboden für die nächsten 3 Monate: Sogar als erfolgreicher Sprinter habe ich meine liebe Mühe damit…
Den Sprintfokus startete ich am Antwerpen Sprint Meeting. In einem international sehr gut besetzten Feld konnte ich den KO- sowie den Einzelsprint für mich entscheiden. Nur eine Woche später stellte ich meine KO-Qualitäten erneut unter Beweis und gewann ein nationales Rennen in Bremgarten bei Bern.
Mein Fahrplan scheint zu stimmen. Die guten Resultate machen Lust auf mehr! Dass ich nicht vor kleinen Rückschlägen gefeit bin, musste ich eine Woche später im Trainingslager in Dänemark erfahren. Eine Erkältung machte mir zu schaffen. Gehustet habe ich teilweise wie ein Weltmeister. Die Erkältung ist noch nicht ganz abgeklungen. Dennoch fühle ich mich beim Trainieren wieder fitter.
Am kommenden Wochenende stehen die ersten Testläufe des Jahres auf dem Programm. Es werden die Läuferinnen und Läufer gesucht, welche die Schweizerfarben an der ersten Weltcuprunde vertreten dürfen. Als Weltmeister habe ich am Weltcup in Schweden einen Fixstartplatz. Dennoch sind die Wettkämpfe für mich ein wichtiger Schritt hinsichtlich dem Weltcupstart. Viele wettkampfnahe Möglichkeiten gibt es nämlich nicht mehr bis am 26. Mai die Saison so richtig lanciert wird!
Ps. Meine Lektorin hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich kein Wort über das beste Trainingslager diesen Frühling verloren habe. Natürlich war die Trainingswoche im Tessin mit Sarina das eigentliche Highlight in diesem Frühling!