Enttäuscht zurück aus Estland

Die Vorbereitung lief einwandfrei. Die Form war gut. Die Vorfreude auf die WM gross. Es wäre alles angerichtet gewesen, um meinem Palmarès weitere Erfolge hinzuzufügen.
Zurück in die Schweiz kam ich enttäuscht ohne Medaille!

Es ist für mich schwierig zu evaluieren, woran es lag, dass es nicht zur Medaille gereicht hat. Eigentlich habe ich das Gefühl, dass ich bei drei von vier Medaillenentscheidungen mit dem Daumen nach oben zeigen kann. Die Leistungen im Sprint, über die Langdistanz und in der Staffel waren ganz ok. Es waren nicht die perfekten Läufe, die man sich an einer WM erhofft. Aber es waren auf alle Fälle solide Läufe.

Nach dem Sprint Finale
0.5 Sekunden fehlten mir zur Medaille. Im Ziel war ich schwer enttäuscht, da mir so viele Möglichkeiten in den Sinn kamen, wo ich 0.5-5 Sekunden hätte schneller sein können. Ich bin mir durchaus bewusst, dass allen Top 6 Läufern das Gleiche durch den Kopf ging, doch das half mir an diesem Tag wenig.
Meine Erwartungshaltung hat sich in den letzten Jahren verändert. Ein vierter Rang ist nicht mehr das Gleiche, nachdem ich bereits einmal gewonnen habe. Ich kann mich noch gut an die Junioren-WM 2008 erinnern. Also genau vor neun Jahren war ich überglücklich als ich an meiner ersten Junioren-WM beim ersten Einsatz auf Rang vier lief. Ich trauerte keine Sekunde der Medaille nach, sondern freute mich damals aufrichtig über den vierten Rang. Auch dieses Jahr muss ich mich nicht verstecken mit einem vierten Rang an einer WM. Aber an diesem Tag war ich enttäuscht. Ich war enttäuscht über die verpassten Chancen an diesem Tag.

Nach der Langdistanz
Ich weinte bittere Tränen, als ich durch den „Hintereingang“ in die Zielarena lief. Ein WM Lauf aufzugeben, obwohl mich meine Beine noch gut tragen konnten, war ein richtiges Scheissgefühl. Ich fieberte lange auf diesen Tag hin. Die ersten 50 Minuten waren keinesfalls perfekt, aber ich war gut unterwegs und fühlte mich noch richtig gut.
Und dann war die Linse draussen, Minuten später auch die Ersatzlinse. Fürs Littering möchte ich mich an dieser Stelle noch offiziell entschuldigen!
Ich wägte lange ab, ob ich den Lauf beenden sollte oder nicht. Aber aus meiner Sicht (ok, sie war ziemlich unscharf in diesem Moment) machte es einfach keinen Sinn noch 50 Minuten weiter durch den Wald zu stolpern und mich am Ende weit abgeschlagen zu klassieren.
Die aufmunternden Worte wie „Hauptsache du bist gesund“ oder „Du bist nun weniger müde für die abschliessenden Rennen“ waren nett gemeint, aber irgendwie hoffte ich nach der WM Langdistanz schon ein wenig heroischere Sätze zu hören…

Nach der Mitteldistanz
Ich war zu Beginn wohl mit angezogener Handbremse unterwegs und ehe ich einen guten Rhythmus fand, hatte ich bereits zu viele kleiner Fehler gemacht und der Rückstand war bereits zu gross. Das Rennen war nur Durchschnitt und damit kann man an einer WM Mitteldistanz keinen Blumentopf gewinnen. An diesem Tag fehlte mir das Selbstvertrauen, um grosse Taten zu vollbringen. Ich kann noch sovielmal hören, dass das Rennen wieder bei Null anfängt und dass das, was vorher war keinen Einfluss auf den heutigen Tag hat. Doch tief drinnen hemmten die Erfahrungen aus den ersten beiden Rennen wohl doch zu fest, um einen Top-Lauf in den Wald zu zaubern. Im Nachhinein wünschte ich mir, dies wäre ein Qualifikationslauf gewesen. Denn nach dem Lauf fühlte ich mich bereit, am Tag darauf im gleichen Wald anzugreifen!

Nach der Staffel
Es war hart mitanzuhören, wie sich bereits beim ersten Posten unsere Chancen auf eine Medaille auf ein Minimum reduzierten. Ich lief ohne grossen Druck zum Abschluss ein zufriedenstellendes Rennen und überquerte als Fünfter die Ziellinie. Mehr als Resultatkosmetik war das aber nicht. Wir waren optimal auf das Staffelrennen eingestellt und doch wollte es nicht klappen.

Das Streben nach Erfolg kann auch mit Enttäuschungen verbunden sein. Letztes Jahr gehörte ich an der WM zu den glücklichen Gewinnern, dieses Jahr gehörte ich zu den Geschlagenen. So ist Sport. Trotzdem möchte ich diese WM nicht missen. Wiederum war es eine Woche voller Emotionen, welche ich so nur im OL- Sport erlebe.

An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei allen Fans, Trainern und Sponsoren bedanken. Ihr ermöglicht es mir, meine Träume in Angriff zu nehmen!
Ausgeträumt habe ich noch lange nicht…

Noch keine Kommentare bis jetzt

Schreibe einen Kommentar zu Anonymous